Der Stammbaum unserer kosmischen Heimat – der Milchstraße
Das Galaxien im Laufe ihrer Geschichte des Öfteren mit anderen Galaxien kollidieren und verschmelzen, ist bekannt und wird häufig beobachtet. Unbekannt hingegen ist bislang die Kollisions-Geschichte der Milchstraße, unserer Heimatgalaxie.
Den Stammbaum der Milchstraße hat jetzt das Zentrum für Astronomie der Universität Heidelberg beschrieben: Download
Genaue Bildbeschreibung in der Mitteilung (obiger Link).
Januar 2021
Leben in Kugelsternhaufen?
Kugelsternhaufen galten bisher nicht gerade als erste Adresse für hochentwickeltes Leben – zu wenig atomare Rohstoffe, zu hohe Sterndichte und deshalb instabile planetare und stellare Bahnen. Da können sich schwerlich Planeten bilden und halten, von Zivilisationen gar nicht zu reden. Eine amerikanische Astronomin präsentiert jetzt eine ganz andere Sicht.
Kugelsternhaufen sind in vielerlei Hinsicht ganz außergewöhnliche Objekte. In einem Raum von 100 Lichtjahren Durchmesser beherbergen sie bis zu einer Million Sterne. Sie sind alt, sie entstanden mit der Milchstraße.
In diesen Tagen präsentierte jetzt die Astronomin Rosanne DiStefano auf der Tagung der Amerikanischen Astronomischen Gesellschaft eine interessante Arbeit:
Kugelsternhaufen könnten durchaus intelligente und auch raumfahrende Zivilisationen beheimaten!
Das ist überraschend – geht man doch bisher aufgrund des hohen Alters der Haufen – zehn Milliarden Jahre – davon aus, dass sie viel zu wenig „Metalle“ besitzen, um überhaupt Planeten und damit auch Leben entstehen zu lassen.
Unter Metallen verstehen Astronomen alle chemischen Elemente schwerer als Wasserstoff und Helium. Silizium, Eisen, Sauerstoff und Kohlenstoff entstanden ja erst im Laufe der Zeit durch Kernfusion in den Sternen. Von daher gelten die Kugelsternhaufen nicht gerade als erste Adresse für „kleine grüne Männchen“. Und bis dato hat man auch nur einen Exoplaneten in einem Kugelsternhaufen gefunden.
Jetzt aber stellt DiStefano diese interessante These auf: „Ein Kugelsternhaufen könnte durchaus der erste Platz in der Milchstraße sein, wo intelligentes Leben gefunden wird“, und die bisherige Sicht sei zu pessimistisch. Exoplaneten seien bei Sternen gefunden worden, die nur ein Zehntel so viel „Metalle“ enthalten wie die Sonne.
Die meisten Sterne in Kugelsternhaufen seien sehr langlebige rote Zwerge. In deren habitablen Zonen hat das Leben viel Zeit, sich zu entwickeln. Die Nachbarsterne sind im Schnitt nur 0,2 Lichtjahre entfernt. Eine Raumsonde wie Voyager hätte schon zehn Prozent des Weges zum nächsten Stern zurückgelegt. Ähnlich wie unser naher Erdmond eine astronautische Herausforderung für uns war und ist, wären die geringen Entfernungen zwischen den Sternen in den Kugelsternhaufen ein unwiderstehlicher Anreiz für interstellare Raumfahrt. Ein lichtschneller Telefonanruf dauert nur so lange wie ein Brief von Europa nach Amerika im 18. Jahrhundert.
Vielleicht ist die 1974 von SETI-Pionier Frank Drake mit dem Arecibo-Radioteleskop zum Kugelsternhaufen M 13 im Herkules gesandte Visitenkarte der Menschheit doch eine ganz gute Idee gewesen…
Zwei Links (in englisch) zur Mitteilung der Harvard-Universität und zur Arbeit von DiStefano:
Download und Download
Wo Lichtverschmutzung kein Thema ist: In Kugelsternhaufen, hier M 92, ist die Sterndichte 10.000mal größer als in der Umgebung der Sonne (Bild: NASA/HST)
Januar 2016